Erinnerung greifbar machen

Innerhalb eines Geschichtsprojekts beschäftigen sich die Schülerinnen einer WG-Klasse mit der Frage, wie Geschichte erfahrbar und dadurch auch nutzbar gemacht werden kann.

 

Was können und müssen wir aus unserer Geschichte lernen? Und wie muss Geschichte aufbereitet werden, damit wir daraus lernen können? Mit solchen Fragen beschäftige sich die J1-4, eine zwölfte Klasse des Wirtschaftsgymnasiums der Robert-Gerwig-Schule Singen in einem Projekt im Geschichte-Gemeinschaftskunde Unterricht. In diesem Projekt ging es innerhalb des Themengebietes Nationalsozialismus unter anderem um die Schuldfrage und um Erinnerungskultur.

 

Zu Beginn vertieften sich die Schüler*innen in das digitale Arolsen-Archiv. Das zum Unesco Weltdokumentenerbe gehörende Archiv ist mit rund 30 Millionen Dokumenten die größte digitale Sammlung von Akten von Opfern des NS-Regimes. Um diese digitalisierten Akten nutzbar zu machen, müssen sie mit entsprechenden Schlagworten versehen werden, um so sicherzustellen, dass sie in einer entsprechenden Suche auffindbar werden und die Opfer sichtbar gemacht werden. Im Rahmen des #every-name-counts-Projektes können Privatpersonen hierbei online (https://www.zooniverse.org/projects/arolsen-archives/every-name-counts) behilflich sein. Während mehrerer Stunden Arbeit hat die Klasse so fast 500 Akten, darunter Häftlingskarten und Deportationslisten, verschlagworten können. „Auch wenn die Akten ‘nur‘ online zur Sichtung vorliegen, hat die Berührung mit dem echten Material doch einen deutlichen Effekt bei den Schülern gezeigt. Sie waren mit vollem Eifer bei der Sache.“, berichtet die Fachlehrerin Romana Kipper.

 

Nach diesem ersten Einblick ging es dann an die lokale Erinnerungskultur: Die Schüler*innen planten eine Stolpersteintour durch Singen, dabei sollen sie sich auch mit allen Opfergruppen der Region beschäftigen, wie bspw. den Juden, Jenische, Roma und Sinti, Homosexuellen, Kommunisten, Zwangsarbeitern etc. Besonders spannend für die Schüler*innen war dabei, dass ein Stolperstein dem Urgroßvater einer Schülerin gewidmet war, was erneut bleibenden Eindruck hinterließ.

 

Den Abschluss bildete ein Vortrag des Stadtangestellten und Historikers Axel Huber am Montag, 12.07.2021, über ‘Zwangssterilisation und Euthanasie in Singen‘. In diesem Vortrag, den er vor einem Monat anlässlich der Stolpersteinverlegung in Singen bereits online gehalten hatte, ging er auf diverse bewegende Schicksale weiterer Einzelpersonen ein. „Durch die Verbindung von authentischem Material sowie regionalen, persönlichen Schicksalen soll den Schüler*innen Geschichte quasi hautnah gezeigt werden in der Hoffnung, dass sie eine Ahnung von dem erhalten, was damals geschehen ist, um solche und ähnliche Geschehnisse künftig verhindern zu können.“, so Frau Kipper.

 

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Robert-Gerwig-Schule Singen
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